Das Regiment des Grafen zu Pappenheim zeichnete sich durch Treue und Aufrichtigkeit aus – so war die Wertschätzung der Pappenheimer jedenfalls von Schiller gemeint, als er sie in seinem Drama „Wallensteins Tod“ dem Titelhelden in den Mund legte. Warum daraus eine eher despektierliche, abwertende Redewendung „seine Pappenheimer kennen“ wurde, ist nicht überliefert. Und mit Pappe hat sie auch nichts zu tun, denn auch sie würde hier völlig zu Unrecht negativ belegt.
Umweltbewusst Pappe statt Möbelholz einsetzen
Pappe ist ein vielseitiger Werkstoff, der bei entsprechender Verarbeitung außerordentlich stabil ist. Pappmöbel sind im Trend. Was vor vielen Jahren mit einem einfachen Hocker begann, wurde zur Erfolgsgeschichte. Regale, Tische und sogar Betten aus Karton sind kein Problem. Dabei können bis zu 80 % Recyclingstoffe eingesetzt werden. Durch die rasante Ausweitung des Versandhandels gibt es im Altpapier viele Kartons, die nicht mehr zur Herstellung feiner Papiere verwendbar sind. In Pappmöbeln finden sie ein zweites, ziemlich langes Leben. Zusammen mit stabilisierenden Frischfasern können sie mehr als zehn Jahre problemlos überstehen und bei Umzügen auch leicht ab- und wieder aufgebaut werden.
Und wenn Sie sich doch etwas Neues gönnen möchten, was angesichts günstiger Preise ruhig einmal sein darf, zerlegen Sie die Möbel mit dem Cuttermesser und entsorgen Sie einfach mit dem Altpapier, ohne aufwendige und vielerorts kostenpflichtige Abfuhr von Sperrmüll. Allergiker haben mit unbehandelten Pappmöbeln meist deutlich weniger Probleme als mit Holz, das viele Zusatzstoffe enthält. Vorsicht ist nur bei extrem ausgeprägten Kontaktallergien gegen Stärke geboten.
Feuer und Wasser
Pappmöbel sind nicht von Pappe. Klingt unlogisch? Mit Pappe ist in dieser Redensart Kinderbrei gemeint – wer nicht von Pappe ist, kann schon feste Nahrung kauen. Pappe im Sinn von Karton ist zwar brennbar, aber auch nicht leichter in Brand zu setzen als eine dünne Holzplatte. Wenn aufgrund behördlicher Auflagen eine bestimmte Brandschutzklasse vorgeschrieben ist, zum Beispiel in Messehallen, kann das Material imprägniert werden. Feuchtigkeit ist kein Problem, solange es sich nicht um stehende Nässe handelt. Grundsätzlich können beispielsweise Pappregale im Bad und in der Küche stehen, wenn sie nicht ständig Spritzwasser abbekommen. Feuchtes Abwischen schadet nicht.
Möbel für Kreative
Naturbraune Oberflächen finden Sie langweilig? Dann lassen Sie doch ihrer Fantasie und Ihrer künstlerischen Ader freien Lauf. Gestalten Sie die Oberflächen mit Wachsmalstiften oder Plaka-Farbe, kleben Sie an geeigneter Stelle bunte Papiere, Folien oder Fotos auf. Das sieht auch auf farbigen Wellpappen sehr gut aus. Alternativ verwenden Sie wasserlösliche Acryllacke oder Kunstharz. Probieren Sie auch passend zugeschnittenes Plexiglas als Tischplatte auf Ihrem Papptisch – da darf auch mal ein Getränk umfallen. Das kostet Sie nur einen Pappenstiel – wobei auch dieser Ausdruck nichts mit Karton zu tun hat, sondern den Stiel der Pappenblume bezeichnet, heute besser bekannt Löwenzahn.
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